Welterbe SchUM-Städte Judenbad Mikwe Judenhof Speyer

Jerusalem am Rhein: UNESCO-Welterbe SchUM-Städte

Beeindruckende Natur und imposante Bauwerke: Das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens, die Wüstenstadt Petra in Jordanien und die Ruinen von Machu Picchu in Peru sind drei von weit über 1100 Kulturdenkmälern und Naturstätten, die zum UNESCO-Welterbe gehören. Teil dieser bedeutenden und weltweit bekannten Orte sind seit 2021 auch die SchUM-Städte in Rheinland-Pfalz. Die was? Die SchUM-Städte, das sind Speyer, Worms und Mainz – drei einstige Zentren des jüdischen Lebens in Deutschland. Für Familien, Klassen und Gruppen sind die Welterbestätten ideale Orte in unmittelbarer Nähe der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, um mehr über das Judentum zu lernen. Wir nehmen Sie in diesem Beitrag mit ins frühere Jerusalem am Rhein.

Was ist eigentlich SchUM?

SchUM – diese seltsame Abkürzung setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen für Speyer, Worms und Mainz zusammen:

  • Schin (Sch) steht für Schpira = Speyer
  • Waw (U) repräsentiert Warmaisa = Worms
  • Mem (M) bezieht sich auf Magenza = Mainz

Die Bezeichnung war schon im 12. Jahrhundert für die jüdischen Gemeinden in den drei Städten gebräuchlich und ist Juden weltweit bis heute ein Begriff.

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Das Judenbad in Speyer: die älteste erhaltene Mikwe in Europa. © Thomas Haltner

Die SchUM-Städte – darum sind sie so wichtig für die jüdische Geschichte

Die SchUM-Städte stehen für über 1000 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland und Europa. Mit den Synagogen, Ritualbädern und Lehrhäusern gab und gibt es in Speyer, Worms und Mainz Religion, Kultur, Architektur und vieles mehr geballt zu entdecken. Die Region gilt als Wiege des aschkenasischen Judentums, also der Juden Mittel-, Nord- und Osteuropas und ihrer Nachfahren. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass gerade die Orte am Rhein so eine große Bedeutung erlangten?

Für den deutschsprachigen Raum ist mit Köln im Jahr 321 die erste jüdische Gemeinde belegt. Ob es seit dieser Zeit durchgehend jüdische Mitbürger in den einzelnen Königreichen und Herzogtümern sowie später im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab, ist unklar und unwahrscheinlich. Erst im 10. Jahrhundert stellten einige Reichsstädte Schutzbriefe für Judengemeinden aus und es wurden bischöfliche Privilegien und Freiheiten erlassen – so auch in Speyer, Worms und Mainz.

Die Städte wollten so vom regen Fernhandel der Juden und deren Reichtum profitieren. Die Juden wiederum wussten ihr Leben geschützt, konnten ihre Religion ausüben und genossen zum Beispiel Steuerbefreiungen. So kam es, dass die äußeren Bedingungen dazu beitrugen, dass Speyer, Worms und Mainz sich zu einem Verbund zusammenschlossen und zum geistigen und kulturellen Zentrum des Judentums im Reich von enormer Bedeutung wurden.

Vor allem im 12. Jahrhundert gab es eine regelrechte Blütezeit. Trotz des Schutzversprechens von Städten und Bischöfen kam es jedoch immer wieder zu Pogromen, zum Beispiel beim ersten Kreuzzug 1096 und während der Pestepidemien des Mittelalters. Dabei wurden viele Mitglieder der rheinländischen Judengemeinden ermordet oder zwangsgetauft. Im Nationalsozialismus wurde der überwiegende Teil der Juden, die nicht rechtzeitig auswandern konnten, deportiert und getötet.

Das UNESCO-Welterbe vorgestellt

In Speyer, Worms und Mainz gab es im Mittelalter die ersten jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands überhaupt und hier wurde die moderne europäische jüdische Kultur geprägt. Doch was ist nach den Verfolgungen, Pogromen und dem Holocaust davon übriggeblieben? Zum Glück eine ganze Menge. Wir stellen Ihnen das UNESCO-Welterbe vor.

Speyer: Judenhof

In Speyer zählt das Judenviertel, der sogenannte Judenhof, zum UNESCO-Welterbe. Er umfasst auf rund 2000 Quadratmetern die Reste der Synagoge, der Frauenschul (Frauensynagoge) und des Lehrraums Jeschiwa. Außerdem gibt es hier die älteste erhaltene Mikwe in Europa, die unterirdisch bis heute intakt blieb. Das Ritualbad stammt von 1120. Die Gebäude wurden bis ins 16. Jahrhundert genutzt, dann zerstört und im 20. Jahrhundert bei Ausgrabungen wiederentdeckt. Interessierte Besucher betreten den Judenhof über das Museum SchPIRA, das Relikte aus der jüdischen mittelalterlichen Geschichte, Grabsteine und Ausgrabungsergebnisse zeigt.

Von der Kurpfalz-Jugendherberge in Speyer brauchen Sie nur 15 min zu Fuß zum Judenhof.

Kurpfalz-Jugendherberge in Speyer
Wer in Speyer zu Gast ist, erreicht den Judenhof von der Kurpfalz-Jugendherberge in wenigen Minuten.

Worms: Synagogenbezirk und Heiliger Sand

Der Heilige Sand in Worms ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof Europas mit rund 2500 Grabsteinen vom 11. Jahrhundert bis in die 1930er-Jahre. Sie überstanden sowohl alle mittelalterlichen Pogrome als auch die Shoah ohne größere Zerstörungen. Zu den jüdischen Stätten in Worms, die das UNESCO-Welterbe bilden, gehört neben dem Friedhof noch der 2700 Quadratmeter große Synagogenbezirk mit Synagoge, Frauenschul, Mikwe und Raschi-Haus (ehemaliges Lehrhaus, Spital und Altenheim der jüdischen Gemeinde). Warum Worms den Beinamen Jerusalem am Rhein erhielt, verdeutlicht den Besuchern das reiche kulturelle und architektonische Erbe.

Den Synagogenplatz erreichen Sie von der Rheinhessen-Jugendherberge in Worms auf einem kurzen Spaziergang in weniger als einer Viertelstunde; zum Heiligen Sand sind es sogar nur fünf Minuten.

Rheinhessen-Jugendherberge in Worms
Die Rheinhessen-Jugendherberge ist der ideale Ausgangspunkt, um die jüdischen Stätten in Worms zu besuchen.

Mainz: Judensand

Weder vom mittelalterlichen noch vom frühen neuzeitlichen jüdischen Viertel in Mainz sind Zeitzeugen in Form steinerner Ruinen erhalten, alles wurde zerstört. Die Synagoge diente nach der Vertreibung der Gemeinde als Kohlelager und wo die Mikwe sich einst befand, wird noch erforscht. Wer sich dem Judentum in Mainz nähern möchte, muss deshalb das UNESCO-Welterbe Judensand besuchen – so heißt der zum großen Teil erhaltene alte jüdische Friedhof. Er zählt neben dem in Worms zu den ältesten jüdischen Friedhöfen Europas. Auf 3,16 Hektar befinden sich rund 1800 Grabsteine, die ältesten stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Der Judensand liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs, den Sie von der Rhein-Main-Jugendherberge in Mainz bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in 15 Minuten mit dem Fahrrad erreichen.

Die SchUM-Städte als Orte der Bildung und Begegnung

Heute gibt es in den SchUM-Städten wieder aktive jüdische Gemeinden und mit dem UNESCO-Welterbe interessante Orte, die Menschen aller Religionen zum Lernen und zur Begegnung einladen. Solche Bildungsangebote sind auch Teil der Erlebnisprogramme für Klassenfahrten der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Zu den buchbaren Programmbausteinen zählen beispielsweise spannende Stadtführungen und Stadtrallyes, die auch zu den jüdischen Stätten führen.

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